Hallenhütten

Im November 2002, lange vor dem ersten Spatenstich für den Bau der neuen Europäischen Zentralbank, begann der Frankfurter Künstler Christian Appel (*1954) damit, die Räumung und den Teilabriss der Großmarkthalle fotografisch zu dokumentieren. Sein besonderes Augenmerk galt den sogenannten Hallenhütten, einfachen Architekturen unter den riesigen Hallendächern vor der Großmarkthalle. In den 1950er–70er Jahren errichtet, dienten sie den Händlern bis zuletzt als Büros.

 

Appels fotografischer Blick für Unscheinbares, seine Technik der Oberflächenbearbeitung und die Verweigerung, sich in Hochglanzdarstellungen zu verlieren, verleihen seinen Fotografien ihren einzigartigen Charme. Innenansichten werden bei ihm zu „verbotenen“ Blicken. Ebenfalls typisch Appel ist, wie er aus Fotos liebevoll gestaltete Architekturmodelle entstehen lässt. Diese strahlen eine Individualität aus, die sich beim Anblick der echten Hütten nicht jedem Betrachter auf Anhieb erschlossen hätten.

 

Christian Appel

Christian Appel,1954 in Frankfurt geboren, machte eine Ausbildung zum Schriftsetzer. Danach folgte ein Diplom als Designer an der HfG Offenbach. Dieses beinhaltete Malerei und Grafik. Seine Diplomarbeit befindetsich im Gutenberg-Museum Mainz.

 

Es folgten Aufträge zur Gestaltung von Möbeln, daraus entstanden die ersten Objekte. Weiter ging es mit Innenarchitektur, Kulissenbau für das Fernsehen bis hin zu Architekturentwürfen. Seine Umbauten reichen von Ostdeutschland bis ltalien. Sechs gebaute Hauser stehen bei Berlin.

 

Sein Form- und Farbspektrum geht auf ein genaues Studieren der Geschichte und die intensive Wahrnehmung seiner Umwelt zurück. Beeinflussend  waren vieleAufenthalte in Süd- und Osteuropa sowie auf dem amerikanischen Kontinent. Ein Jahr in Wien war prägend!

 

Sinnliche Erfahrungen wurden verstärkt in Kubelkas Kochschule, ebenso als Mitspieler in Hermann Nitschs"Orgien Mysterien Theater". Viele Künstlerbegegnungen formten seinen Weg, darunter Barbara Klemm, Candida Höfer, Joseph Beuys und andere.

 

Sein Augenmerk liegt meist auf den kleinen Dingen, die drohen zu verschwinden oder schon verschwunden sind. Es sind Details und Geschichten aus seinem und unserem Alltag, die er filmisch und fotografisch festhält. Dies gipfelt in seinen Stadtplänen, bevölkert von Protagonisten, die ihren Eigenheiten nachgehen in einer Stadt, die geprägt

ist von Straßen, Gassen, Geschäften, Bars und auch schon wieder Verlassenem.

 

Seine Installationen sind raumbezogen oder zitieren Orte, die ihm wichtig sind. Heute lebt Christian Appel in Frankfurt.