JANUS - Jan-Ulrich Schmidt

Die Blume träumt nicht von der Biene

 

Der 1976 in Bad Homburg geborene Künstler Jan-Ulrich Schmidt studierte in Mainz an der Akademie der Bildenden Künste Bildhauerei bei Ansgar Nierhoff (2004) und Malerei bei Anne Berning (2008). Heute lebt und arbeitet Schmidt in Zürich.

Schon während seines Studiums entscheidet sich Schmidt für konzeptionelles Arbeiten, das verschiedene Techniken zulässt und gleichzeitig einen roten Faden durch sein Œuvre spannt. Er wählt ein Bild der Kunstgeschichte aus und übersetzt dieses in zeitgenössische Kunst. Seine Leinwände werden in der Originalgröße der Vorlage gefertigt und auch in einem Hauptfarbton der Vorlage grundiert. Der Farbauftrag wird in einer über Jahre entwickelten Gießtechnik ausgeführt. Er füllt die Farbe in entsprechender Konsistenz in eine Flasche mit Ausgießer, setzt sie am oberen Bildrand an und lässt sie an der Leinwand herunterfließen. So setzt er Farbstreifen an Farbstreifen. Die verwendeten Farben sind der Vorlage entnommen und eigens nachgemischt. Der so entstandene Farbstreifencode gibt die Stimmung des Originals wieder, lässt Variationen zu und zitiert moderne Verschlüsselungstechnik. Und doch liegt hinter jedem Streifenbild auch eine malerische Erzählung.

Der Künstlername "Janus", den sich Jan-Ulrich Schmidt zugelegt hat, ist dem römischen Gott Janus entlehnt. Der Kopf mit den zwei Gesichtern, die Anfang und Ende, aber auch Vergangenheit und Zukunft symbolisieren.

In der hier gezeigten Ausstellung "Die Blume träumt nicht von der Biene" präsentiert uns Janus seine aktuellen Arbeiten in neuen Transformationen. Diese entlehnt er zwei Künstlern der jüngeren Kunstgeschichte, van Gogh und Warhol.

Im Falle Warhols Blumenbildern der sechziger Jahre extrahiert Janus eine Blüte von vieren und lässt sie von einer computergesteuerten Maschine in eine MDF-Holzplatte fräsen, um danach die gefrästen Vertiefungen mit Farbe aufzufüllen. Das so entstandene Relief ist ein Original; die Arbeitsweise ermöglicht aber mehrere Variationen und entspricht so auch dem "Factory-Arbeiten" Warhols.

Im Falle van Goghs Sonnenblumen geht Janus noch einen Schritt weiter. Er extrahiert nicht nur die Farben und die Stimmung der Vorlage, sondern bildet das Objekt des Stilllebens in Originalgröße nach. Die Vasen werden von Keramikern in original Farbgebung gefertigt und mit entsprechenden Kunststoffblumen arrangiert. Die so entstandenen skulpturalen Übersetzungen machen uns van Goghs Sonnenblumen so erfahrbar wie nie.

 

 

 

Fotos: Mathias Braun